Raubfischangeln im Winter - Missachtetes Flachwasser!

Der Winter gehört zweifelsfrei zu der besten Jahreszeit, um gezielt große Raubfische zu befischen und auch tatsächlich an den Haken zu bekommen. Zander, Hechte und Barsche stehen jetzt nicht mehr weit verteilt im Gewässer, sondern beziehen ruhigere und tiefere Abschnitte.

Das Bootsfischen in großen Tiefen beim Raubfischangeln im Winter könnte den sicheren Tod für die Räuber bedeuten!

Doch hierbei ist äußerste Vorsicht geboten. Hauptsächlich bei der Bootsfischerei haben wir die Möglichkeit uns per Echolot die abfallenden Kanten und Weißfischansammlungen in der Tiefe zu suchen. Und wo sich der Futterfisch aufhält, sind auch die Stachelritter nicht weit entfernt.
Doch wer bei winterlichem Wetter Wassertiefen von über 10 Metern aufsucht und gar in Tiefen von bis zu 20-25 Metern auf Zander fischt, der riskiert den sicheren Tod des Glasauges. Jeder von uns kennt Fotos von Fischen, die mit hervorstehenden Augen oder ausgewürgten Magensäcken aus der Tiefe kommen. Das liegt daran, dass der unvorsichtige Angler den Fisch „auf Teufel komm raus“ in Rekordzeit nach oben pumpen möchte. Der nicht stattfindende Druckausgleich sorgt dann für das Phänomen der sogenannten „Trommelsucht“. Auch bei uns Menschen, vor allem bei Apnoetauchern, ist ein Druckausgleich beim Aufstieg enorm wichtig.
Leider können hierdurch keine Fische mehr, natürlich nur dort, wo es erlaubt ist, zurückgesetzt werden. Doch auch wenn mit äußerster Vorsicht und viel Geduld, langsam und behutsam gedrillt wird, lässt sich sowas nur wirklich sehr selten vermeiden.
Daher befische ich im Winter solche Tiefen erst gar nicht. Warum soll ich für den sicheren Tod eines vielleicht sogar Ausnahmefisches sorgen? Nur für ein paar Likes in sozialen Medien? Das ist es mir nicht Wert. Schließlich sind es die großen und erfahrenen Fische, die ihre guten Gene in großer Stückzahl weitergeben.

Das Raubfischangeln im Winter bietet unterschätze Möglichkeiten!

Auch wenn Futter- sowie Raubfische im Winter die ruhigen und tieferen Bereiche eines Gewässers aufsuchen und wir Angler diese Bereiche finden müssen, um erfolgreich zu sein, so lohnt dennoch immer ein Versuch in flacheren Bereichen eines Gewässers.
Dass der Spätherbst uns in den Abendstunden eine wunderbare Fischerei mit Wobblern in Flachwasserbereichen oder entlang von Buhnen bietet, dürfte vielen bekannt sein. Doch auch die Wintertemperaturen in unseren Breitengraden waren in den letzten Jahren nicht immer für lange Zeit um oder unter dem Gefrierpunkt, so dass uns auch hier viele Möglichkeiten gegeben werden. Bereiche eines Gewässers, welche in den Sommermonaten beispielsweise viel Kraut vorwiesen, bieten auch im Spätherbst und sogar in milden Wintern noch immer ausreichend Rückzugsmöglichkeiten für Weißfische. Das Kraut stirbt nicht komplett ab. Zudem zieht es bei Sonnenschein und entsprechenden Temperaturen Futterfische in diese Flachwasserbereiche. Und was zieht den Futterfischen hinterher? Die Räuber!
Sicherlich wird der eine oder andere nun denken, dass das natürlich am Tage der Fall ist. Doch seid Euch sicher, auch in der Dämmerung und sogar während der Nachtstunden kann man in Flachwasserbereichen sogar in den Wintermonaten stellenweise wahre Sternstunden erleben. Mit Flachwasserbereichen sind Tiefen von wenigen Zentimetern bis in etwa zwei bis zweieinhalb Metern gemeint.
Die ersten Versuche in diesen flachen Bereichen startete ich eigentlich aus einer Flaute heraus. Ich befischte stundenlang die abfallenden Kanten, Hafeneinfahrten und badewannenartigen Hafenbereiche verschiedenster Gewässer vom Ufer aus. Warm eingepackt wanderte ich etliche Kilometer am Gewässer entlang, wechselte unzählige Male den Köder, fischte kleine und große Gummis, in grellen und natürlichen Farben. Von No-Action-Ködern über Low-Action-Ködern bis hin zu Action-Ködern schmiss ich allerlei Erdenkliches kreuz und quer durch die Gewässer.
Ich schob die Beißflaute auf den Wasserstand, den Luftdruck, das Wetter, egal ob strahlender Sonnerschein oder ungemütliches Wetter. Wir Angler sind ja nie um Ausreden verlegen, warum es manchmal einfach nicht beißen möchte.
Gegen Abend machte ich mich dann auf den Weg zurück in Richtung Ausgangspunkt und führte meinen Köder einfach vertikal neben mir an der Hafenmauer entlang. Doch plötzlich bemerkte ich, dass ich an eine Kante kam. Der Köder ließ sich nicht mehr gut vom Grund anheben und absenken. Ich war auf einem Plateau, welches ich vorher noch nie wirklich bemerkte.

Raubfischangeln im Winter - Not macht erfinderisch!

Um meine Vermutung zu bestätigen, warf ich diesen Bereich erst fächerförmig ab, um ein Bild davon zu bekommen, wo die abfallenden Kanten sind und wie große dieses Plateau tatsächlich ist. Denn wenn ich hier nur eine kleine Erhebung durch aufgestauten Dreck oder Steine erwischt hätte, hätte ich sicherlich nicht „aus Verzweiflung“ nochmals etwas neuen Ansporn aufgebaut.
„Was solls“ dachte ich und montierte einen Quantum Battle Shad an einem leichten Bleikopf, so dass der Action-Schwanz noch grade eben sein Spiel entfalten konnte. Ich warf ca. 20 Meter weit aus, an die Kante, an welcher es wieder tiefer wurde und bekann mit dem Faulenzen.
Um nicht direkt unter der Wasseroberfläche zu fischen, machte ich nur eine, maximal zwei, Kurbelumdrehungen, damit mein Battle Shad noch immer in Grundnähe seine kleinen Sprünge vollziehen konnte. Doch erst einmal tat sich auch hier nichts. Egal ob ich nach rechts, links, an der Mauer entlang oder nach vorne warf, es tat sich auch hier nichts.
„War ja abzusehen – es ist kalt, Winter, warum sollen die Fische so flach stehen?“, ging es mir wieder durch den Kopf. Zwischenzeitlich war es bereits dunkel geworden. Schnell noch den letzten warmen Kaffee getrunken, den Tag Revue passieren lassen und dann ab nach Hause – so war mein eigentlicher Plan. Doch einen letzten Wurf musste ich noch machen.
Also wieder an die ca. 20 Meter entfernte Kante geworfen, absinken lassen, erste Umdrehung, zweite Umdrehung….Tock! Da war doch nicht etwa was? Hatte ich den einzigen Biss des Tages versaut? Erneut ausgeworfen, absinken lassen und schon war dieses „Tock“ wieder da. Diesmal schlug ich direkt an und stand mit krummer Rute, im Winter bei eineinhalb Metern tiefem Wasser, mit einem schönen und erstaunlich kampfstarken Zander von über 70 Zentimetern dar. Ein schnelles Foto und wieder ab in sein Element mit ihm. War es nun ein Zufallstreffer oder nicht? Nächster Wurf und ein paar wenige Kurbelumdrehungen später hing wieder ein Zander am meinem Köder.

Raubfischangeln im Winter - Vertrauen und Geduld bringt die ersehnten Fische!

Spätestens seit diesem Tage befische ich regelmäßig auch Flachwasserbereiche in den Wintermonaten. Allerdings habe ich herausgefunden, dass nicht jede Bodenbeschaffenheit für einen winterlichen Flachwasserversuch geeignet ist.
Hierbei war ich nicht nur mit langsam gejiggten Gummifischen erfolgreich. Auch Wobbler, welche teilweise sogar den Grund mit der Tauchschaufel leicht aufwühlten und langsam eingeleierte Gummis, an überbleiten Jigköpfen, brachten mir den gewünschten Erfolg.
Zudem haben sich nicht nur Zandern, sondern auch Barsche und sogar Hechte im Schein der Kopflampe sehen lassen.
Mittlerweile gehen ca. 30% meiner Winterfänge auf das Fischen in Flachwasserbereichen zurück. Ob ich hierbei an oder über abgestorbenen Krautfeldern, auf Plateaus oder an Schilfkanten entlang fische, spielt an sich keine Rolle. Wichtig ist zu wissen, dass man jederzeit mit einem Biss rechnen kann und nicht das Vertrauen an seine eigenen Erfahrungen verliert.
Gepaart mit dem Vertrauen in seinen Köder und einer den Wassertemperaturen angepassten Führung, wird das Winter-Ufer-Angeln im Flachwasser auch Euch zu einem Fangerfolg in fischleer gedachten Winterbereichen führen. Probiert es aus und bleibt am Ball.
Winterfischen bedeutet Ausdauer. Doch zu keiner Jahreszeit kann man mit mehr Großfischen rechnen, als in den Herbst- und Wintermonaten. Zumindest wenn man den Blick hauptsächlich auf Zander und Barsche legt. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Bleibt immer hart am Fisch, auch wenn nicht jeder Tag ein Fangtag ist.

Fischige Grüße wünscht euch
Timo Waschitzki
(Wallerteam Catfish-Hunters)

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