Brutal Vertikal - erfolgreich vom Ufer!

Vertikal Angeln auf Raubfisch ohne Boot!

Wer denkt beim Vertikal Angeln nicht direkt ans Bootsfischen in den Niederlanden. Mit  Echolot, GPS-Geräten, sowie jeder Menge weiteren Technik ausgerüstet, geht es auf einem der vielen, durchaus guten, Raubfischgewässer, um unseren Freunden Zander, Hecht und Barsch nachzustellen. Doch was bleibt jemanden übrig, der kein Boot zur Verfügung hat, die guten Gewässer in den Niederlanden nicht kennt, oder gar keine Möglichkeit besitzt, dort überhaupt fischen zu gehen?
Die Lösung ist einfach und dennoch erfolgversprechend. Hierzu möchte ich im Laufe des Berichtes näher eingehen und euch eurem „vertikalen Raubfisch“ etwas näher bringen.

Fußläufig erfolgreich beim Vertikal Angeln!

Ich komme aus dem Ruhrgebiet, wo nichts näher auf der Hand liegt, als die zahlreichen Kanäle, Hafenanlagen, ja sogar den Rhein vertikal vom Ufer aus zu befischen. Kanäle und Hafenanlagen sind künstlich angelegte Schifffahrtsstraßen, mit unzählig vielen Spundwänden. Genau hier können wir Angler von profitieren und auf teils kilometerlangen Abschnitten vertikal „zuschlagen“.
Habe ich Spundwände anfänglich missachtet und sie links liegen gelassen, so weiß ich heute, dass es ein Fehler war. Dicht an den Spundwänden hält sich der Fisch oftmals auf und im Schutze der Struktur dieser Bauwerke, lauern Barsche und Zander auf Ihre Beute. Wie aus dem nichts schnellen Sie nur ein kleinen Stückchen aus den Spundwänden heraus und können sich auf dem reich gedeckten „Tisch“ bedienen.
Ihr fragt euch nun sicher, "Spundwand und reich gedeckter Tisch?" Ganz genau, Spundwände bieten einer Vielzahl von potenziellen Beutefischen Deckung und Schutz. Genau dieses Verhalten müssen wir uns als Angler zu Nutze machen.
Bevor ich auf die recht simple Technik eingehen möchte und euch das „wie“ erkläre, stelle ich euch das notwendige, aber sehr überschaubare, Tackle vor.

Das nötige Tackle zum Vertikal Angeln!

Da wir an Spundwänden praktisch direkt über dem Fisch stehen, können sehr kurze Ruten verwendet werden. Ähnlich wie bei der vertikalen Bootsfischerei, reichen hier straffe und schnelle Modelle zwischen 1,90m und 2,40m vollkommen aus. Doch auch mit längeren Modellen lässt sich die Fischerei problemlos ausüben, da der Winkel der Rute durch unsere Standposition perfekt angepasst werden kann. Das Wurfgewicht der Rute zum Vertikal Angeln muss nicht sonderlich hoch sein, so dass Wurfgewichte bis 40gr, maximal 60gr, vollkommen ausreichend sind. Wichtiger ist, wie bereits erwähnt, straffe und schnelle Ruten zu verwenden, da die Bisse vertikal doch sehr brutal kommen und unmittelbar mit einem beherzten Anschlag quittiert werden müssen. Kleine Rollen der 2500er bis 3500er Größe, gefüllt mit 0,10er-0,12er Geflecht, runden unsere „Waffe“ ab.
Neben der Rute, Rolle und Schnur, benötigen wir natürlich noch die richtigen bzw. fängigen Köder. Der Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt, während meine favorisierten Köder im Frühjahr und Sommer 5 bis maximal 10cm groß sind. Hierbei verwenden ich neben Action-Shads auch Low-Action-Shads, sowie No-Action-Shads. Ich persönlich bin der Meinung, dass schlanke Modelle fängiger, als zu bauchige Modelle sind. Das mag allerdings daran liegen, dass ich solche Modelle mit Vorliebe fische.

Ab dem frühen Herbst und natürlich im Winter werden die Köder größer und ich fische dann Modelle zwischen 10 bis 20cm Größe. Im Winter bevorzuge ich No-Action-Shads, welche sich schön langsam auf der Stelle anbieten lassen und ihr Spiel unter Wasser vollziehen können. Meine Köder biete ich an normalen Rundkopf-Jigs an, wobei sich Größen zwischen 1/0 bis 3/0 als hervoragend herausgestellt haben. Fallen die Köder zum Jahresende hin größer aus, wird einfach ein Stinger montiert und der Köder behält weiterhin sein volles Spiel. Zu große Jigköpfe nehmen einem Köder die Möglichkeit, seine Beweglichkeit voll auszuschöpfen. Gewichte zwischen 10 bis 14gr haben sich bei mir als völlig ausreichend herausgestellt, da wir mit keiner Drift, wie es beim Bootsfischen vorkommt, zu kämpfen haben. Sollte dennoch mal etwas Strömung durch Schleusenbetrieb oder vorbeifahrende Schiffe aufkommen, so haltet den Köder einfach auf der Stelle und lasst ihn mit ein paar kurzen Schlägen aus dem Handgelenk etwas auf der Stelle „tanzen“. Doch auch das Fireball-System, mit toten Köderfischen, welche natürlich im Gewässer vorkommen, ist grade in den Wintermonaten immer eine Alternative zu Gummiködern.
Spundwände haben leider die Eigenschaft, dass dort zum Teil jede Menge Unrat ins Wasser geworfen wird. Dieser Unrat, z.B. Fahrräder, bietet allerdings den perfekten Spot für uns. Bedingt durch die Hängergefahr an Spundwänden, verwende ich ein ca. 1m langes Flourocarbon-Vorfach in Stärken zwischen 0,30er-0,40er mit einer Tragkraft zwischen 8 und 12kg. Flourocarbon hat bekanntlich die Eigenschaft, unter Wasser so gut wie nicht sichtbar zu sein. Daher stören mich (und die Fische ebenfalls) die genannten Schnurdurchmesser weniger.
Ob man das Vorfach direkt mit der geflochtenen Hauptschnur verknotet, oder beides durch Wirbel verbindet, ist Geschmackssache. Ich bevorzuge es, sie direkt miteinander zu verbinden und keinen Wirbel dazwischen zu schalten.
Ein weiteres wichtiges Zubehörteil stellt der Karabiner dar. Wie erwähnt, kommen die Bisse meist knallhart, wobei es meiner Meinung nach unverzichtbar ist, auf Qualitätskarabiner zurückzugreifen. Lieber zahle ich ein paar Euro mehr für gutes Zubehör, verliere aber dafür keinen Fisch durch Karabiner, welche sich unter Belastung öffnen oder gar aufbiegen. Auf kugelgelagerte Karabiner verzichte ich komplett.
Weiteres Zubehör, welches immer mir dabei sein sollte, sind eine Zange, ein Maßband, etwas zu trinken in die Tasche, sowie einen Spundwandkescher und schon kann unsere „Jagd“ losgehen.

Die Technik des Vertikal Angelns!

Kommen wir nun zur Technik des Vertikal Angelns. Vertikal bedeutet, seine Köder möglichst attraktiv und direkt unter der Rutenspitze anzubieten. Vertikal bedeutet nicht, den Köder bis zum Grund absinken zu lassen und ihn dann einfach im Schritttempo hinter sich herzuziehen, wie ich es bei anderen oftmals gesehen habe. Natürlich lässt sich auch so der ein oder andere Raubfisch überlisten, allerdings wollen wir angeschlagene, einfach zu fangende Beute imitieren.
Wir lassen den Köder zum Grund herab, schließen den Rollenbügel und nehmen so viel Schnur wieder auf, dass die Rutenspitze ca. 10cm tiefer als die Oberkante der Spundwand ausgerichtet ist. Heben wir nun die Rute an, merken wir, wie sich der Köder vom Grund abhebt und nun können wir loslegen. Wir heben die Rute jetzt bis zu einem Meter an, gehen ein bis zwei Schritte und lassen den Köder an straffer Schnur wieder zu Grund sinken, indem die Rutenspitze wieder abgesenkt wird. Dieses wiederholen wir nun unzählige Male, bis unsere Zielfische zuschlagen, wobei wir ordentlich Strecke zurücklegen. Wie ich anfangs erwähnte, ist es eine sehr simple Methode und deswegen gibt es dazu eigentlich nicht viel mehr zu sagen. Wird mit dem Fireball-System gefischt, ist diese Vorgehensart identisch. Für manche klingt diese Methode langweilig, aber ihr könnt mir glauben, die Einschläge direkt unter der Rutenspitze sind brutal und machen süchtig.
Die Rollenbremse sollte nicht zu hart, aber auch nicht zu weich eingestellt sein. Denkt immer daran, dass ihr direkt mit krummer Rute direkt über dem Fisch steht und er versuchen wird, die ein oder andere Flucht hinzulegen. Doch neben dieser „langweilig“ klingenden Methode, möchte ich euch noch ein paar kleine Tipps mit auf den Weg geben.
In regelmäßigen Abständen lohnt es sich, den Köder auch mal an die Oberfläche zu „schlagen“. Hierbei dreht ihr einfach langsam ein, als wolltet Ihr den Köder nur aus dem Wasser holen. Das wichtige dabei ist allerdings, dass ihr während des Kurbelns leichte Schläge mit der Rutenspitze ausübt und dem Köder somit noch hektische Bewegungen verleiht. Nicht selten folgen gerade Barsche dem Köder bis dicht unter die Wasseroberfläche, um im letzten Moment noch zuzuschlagen.
Doch auch das leichte Schlagen der Rutenspitze, während der Köder knapp über Grund gehalten wird, bringt euch weitere Bisse und letztendlich schöne Fische. Hierbei könnt ihr kurze, knackige Schläge ausüben, oder aber den Köder nur knapp über Grund, durch leichtes vibrieren mit der Rute, tanzen lassen.


Probiert es aus und berichtet uns von euren Erlebnissen und Fängen. Wir freuen uns darauf.

fischige Grüße wünscht euch
Timo Waschitzki
(Wallerteam Catfish-Hunters)

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